Von Zeit zu Zeit ist es wichtig sich auf den Sinn und Zweck einer Organisation zu besinnen. Wo steht die «Vereinigung Christlicher Unternehmer» national und international in unserer Gesellschaft? Was ist unser Ziel? Betrachten wir dazu unser Leitbild.
In der 1949 gegründeten Vereinigung Christlicher Unternehmer VCU sind Führungspersönlichkeiten aus der deutschsprachigen Schweiz zusammengeschlossen. Sie wollen sich im persönlichen und beruflichen Alltag an den christlichen Grundwerten orientieren, die einen festen Bestandteil unserer Kultur bilden. Die Vereinigung ist konfessionell und politisch ungebunden.
Was fällt uns dabei auf? VCU existiert nur in der deutschsprachigen Schweiz. Da fragt man sich schon — für was braucht es dabei einen Verantwortlichen für «Internationale Beziehungen»? Die Erklärung ergibt sich aus dem nachfolgenden Abschnitt aus dem früheren Leitbild.
Die VCU ist Mitglied der Internationalen Christlichen Unternehmensvereinigung UNIAPAC (Union Internationale des Associations Patronales Catholiques), die in 26 Ländern aktiv ist. Sie bietet interessierten Mitgliedern eine internationale Plattform für den Gedankenaustausch auf breiter Basis.
2017 ist VCU aus UNIAPAC ausgetreten. Grund für unseren Austritt waren massgebliche Differenzen bei der Revision der UNIAPAC Statuten. Unter dem Vorsitz südamerikanischer Vertreter und dem Einfluss französischer Verantwortlicher wurde unter Missachtung demokratischer Grundsätze eine verstärkte Zentralisierung beschlossen. Dazu kam, dass in dieser Organisation zwar diskutiert und jede Menge Papier produziert — aber kaum je ein praktisches Projekt realisiert wurde. Als damaliges Mitglied des päpstlichen Beratungsgremium «Pontifical Councils for Justice and Peace» wie auch des Weltkirchenrats (Oekumenischer Rat der Kirchen) habe ich allerdings festgestellt — dass dies ein generelles Problem dieser Gremien ist.
Heisst das nun, dass VCU sich definitiv aus allen internationalen Aktivitäten verabschiedet hat? Hört VCU an den Landesgrenzen resp. an den Sprachgrenzen auf? Tatsächlich sind alle VCU ähnlichen Organisationen national organisiert — dies im Gegensatz zu business-orientierten Service-Clubs, die durchwegs eine internationale Ausrichtung haben. Interessanterweise haben praktisch alle kirchennahen Organisationen trotzdem einen Verantwortlichen für internationale Aktivitäten. Offensichtlich spielt dabei die weltweite Struktur der römisch-katholischen Kirche eine wichtige Rolle.
Diese zweigeteilte Positionierung stellen wir auch bei VCU fest. Einerseits pflegen wir unser eidgenössisches «Gärtchen» und andererseits sind wir über «Swisshand» (siehe www.swisshand.ch) mit der weiten Welt — insbesondere Afrika — verbunden. Die Frage ist nun: genügt dies, oder sollten wir als reiche Schweizer nicht noch etwas mehr tun? Vergleichen wir dazu unseren Nachbarn Deutschland.
Unsere Partnerorganisation ist der «Bund katholischer Unternehmer —BKU». Seine Vorstellung finden Sie unter «BKU Internet» (siehe www.bku.de). Verantwortliche in der Geschäftsleitung BKU sind
- Prof. Ulrich Hemel, Präsident
- Dr. Sabine Schössler, Leitung des Sekretariats
- Dr. Stephan Werhahn, Verantwortlicher für Internationale Beziehungen
BKU ist national und international sehr aktiv sowohl in eigenen Projekten, wie auch in Zusammenarbeit mit Regierungsstellen (Stephan Werhahn ist der Enkel von Konrad Adenauer) und privaten Finanz- und Sozialunternehmungen. Das politische Gewicht von BKU ist beachtlich.
Im Rahmen der direkten bilateralen Kontakte informieren wir uns regelmässig über Aktivitäten und laufende Projekte. Ein Beispiel ist der vom BKU unterstützte Fund ESIIF (siehe www.esiif.de). Dabei handelt es sich um eine Beteiligungsmöglichkeit an «Sozialunternehmen». Im Gegensatz zu der von Mitgliedern VCU gegründeten Stiftung «Swisshand» — die durch eine breit abgestützte private Sponsorengruppe alimentiert wird — handelt es sich bei ESIIF um eine Finanzbeteiligung, die durch einzelne grössere Investor getätigt wird. Diese Investoren könnte z.B. ein einzelnes VCU Mitglied oder VCU als Ganzes sein. Die minimale Investition beträgt CHF 50‘000. Denkbar wäre eine gemeinsame Beteiligung VCU — BKU. Ein Projekt in dieser Form würde allerdings für VCU etwas total Neues darstellen — und müsste sicher von einer Mitgliederversammlung abgesegnet werden.
Die Frage bleibt: genügt es wenn wir in unserem persönlichen Umfeld uns bemühen, christliche Werte zu leben? Oder sollten wir in unserer privilegierten Stellung nicht vielmehr noch etwas mehr tun? Und wenn ja — was? Einen Anlauf haben wir 2016 mit unserem Projekt «YPE — Young Professional Exchange» (siehe Beilage) 2016 gemacht. Nachdem allerdings bei unserer Umfrage innerhalb VCU wie auch international bei UNIAPAC das Projekt auf wenig Interesse gestossen ist — ruht es seither in der Schublade (könnte allerdings jederzeit reanimiert werden). (Der Projektbeschrieb kann auf Wunsch bei der VCU Schweiz Geschäftsstelle bezogen werden.)
Zum Abschluss daher an alle VCU-Mitglieder mein Aufruf:
Die Schweiz als Teil der Welt steht in der Verantwortung für das Wohlergehen von Natur und Menschheit. Und in diesem Sinne tragen auch wir als VCU eine weltweite Verantwortung soweit wir dies mit unseren beschränkten Möglichkeiten wahrnehmen können. Ich bin der Meinung, dass wir für diese internationale Verpflichtung zu wenig aktiv sind. Ich bin dankbar für alle Ideen — sei es in Partnerschaft mit anderen nationalen Organisationen, sei es als eigenständiges VCU-Projekt — zur Unterstützung internationaler Aktivitäten.
Ich freue mich auf Eure Reaktion.