Das Mentoringprogramm der VCU

Ein Jungunternehmer erzählt

Auf Initiative von Rainer Bätschmann (Präsident der VCU Schweiz 2017-2020) startete die VCU mit
einem Mentoring-Programm in zwei Regionalgruppen. Am Pilotprojekt beteiligte sich auch die VCU Zürich mit vier Mentoren. Stellvertretendfür die beteiligten Mentees  berichtet Dr. sc. (ETH Zürich) Mark Bispinghoff exklusiv für die
«VCU Aktuell» über seine Erfahrungen als Jungunternehmer und über die ­Unterstützung durch seinen Mentor Willy Bischofberger.

«Im April 2017 schloss ich nach einem Chemiestudium in Aachen und London mein Doktorat an der ETH Zürich im Bereich der anorganischen Chemie ab. Keinen Moment dachte ich damals daran, schon ein Jahr später eine Firma zu gründen und Budget- und Personalverantwortung zu übernehmen, statt mich Experimenten und der Forschung zu widmen. Zufällig erfuhr ich jedoch von einem Ingenieur der ETH Lausanne, der ein Medizintechnik-Startup zur Entwicklung von innovativen, lichthärtenden Implantat-Materialien gründen wollte. Ich hatte aus meinem Doktorat Erfahrung in der Entwicklung solcher Materialen.

Solche Produkte finden zum Beispiel Anwendung in der Zahnmedizin, der Orthopädie und der Gefäss- und Neuro-
chirurgie. Sie ermöglichen es Ärzten, einen flüssigen Kunststoff minimalinvasiv durch einen dünnen Katheter an eine beliebige Stelle im Körper zu bringen und dort durch Licht kontrolliert auszuhärten. Da ich mich beruflich ohnehin verändern wollte, wusste ich sofort, dass ich hier eine neue berufliche Herausforderung fand, die über die reine naturwissenschaftliche Forschung hinausging.

Genau zur richtigen Zeit: Das Mentoring-Programm der VCU

Genau ein Jahr später, im April 2018, gründeten wir gemeinsam die Lumendo AG. Ganz im Sinne unserer kultur- und weltoffenen Einstellung sahen wir den «Röstigraben» als Chance und wählten als Firmensitz Renens bei Lausanne, während wir unsere F&E Abteilung in gemieteten Laboren der ETH Zürich aufbauten.

Schon bald fand ich mich in den Wirren des Jungunternehmertums wieder: Finanzierungen mussten organisiert, Mitarbeitende rekrutiert und eingearbeitet und viele Entscheidungen zur Ausrichtung der Firma getroffen werden. Gleichzeitig erwartete uns sehr viel praktische Laborarbeit zur Weiterentwicklung unseres ersten Prototyps. Diese Zeit war sehr spannend und herausfordernd, brachte mich aber auch an den Rand der persönlichen Grenzen. Als mir Franz-Xaver Hiestand SJ, Leiter des aki Zürich, vom Mentoringprogramm der VCU erzählte, war ich sofort interessiert. Als Student war mir das aki ein wichtiger Ort der Begegnung und Inspiration. Christliche Werte und soziale Verantwortung sind mir beim Aufbau und der Führung der Firma wichtig. Ein Mentoring durch einen erfahrenen Unternehmer und Mitglied einer christlichen Unternehmervereinigung kam für mich deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt.

Viele wertvolle Tipps und Hilfestellungen

Anlässlich des ersten Workshops der VCU fand ich in Willy Bischofberger den idealen Mentor. In vielen Gesprächen und informellen Mittagessen gab er mir wertvolle Tipps und Hilfestellungen zum Unternehmeralltag. Ich profitierte besonders von seiner vielfältigen Erfahrung im Aufbau und der Führung von Startups. Da diese in der Energie- und IT-Branche angesiedelt sind, brachte er eine interessante zusätzliche Perspektive in unsere Gespräche ein. Gerade im Bereich der «Soft Skills», wie Mitarbeiterführung und Kommunikation, hat er mir sehr geholfen. Ebenso haben mir die Gespräche bei den «TimeOuts» der Regionalgruppe Zürich immer wieder interessante Blickwinkel eröffnet.

Das als Pilotprojekt angelegte Mentoringprogramm ist inzwischen ausgelaufen. Bei Lumendo beschäftigen wir mittlerweile 15 festangestellte Mitarbeiter und Praktikanten und haben uns auf die Entwicklung von Produkten für die zahnärztliche Wurzelbehandlung fokussiert. Unsere Innovationen machen die Behandlung einfacher, schneller und erfolgreicher, sodass der Patient den Behandlungsstuhl schneller verlassen kann und mit weniger Komplikationen rechnen muss.

Neue Ideen ‹dank› COVID-19 — und neue Tipps

Die aktuelle Corona-Pandemie ist auch für uns eine grosse Herausforderung. Die Dentalbranche ist im Gegensatz zu anderen Medizinbranchen deutlich mehr von der Weltwirtschaft abhängig. Während einer durch die ETH angeordneten, dreiwöchigen Schliessung unserer Labore stellten wir uns die Frage, wie wir mit unserer Technologie einen Beitrag zur Bekämpfung der weltweiten Pandemie leisten können. So arbeiten wir jetzt an einem langzeitwirkenden Handdesinfektionsmittel. Dafür nutzen wir unsere Lichthärtungstechnologie, um einen dünnen Film auf der Haut zu bilden. Dieser schützt die Haut mehrere Stunden vor Bakterien und Viren. Dank eines Teams junger, hochmotivierter Chemiker und Biologen konnten wir dieses Produkt in den letzten Monaten bereits erfolgreich entwickeln und testen, sodass wir nun auf der Suche nach einem Produktions- und Vertriebspartner sind. Parallel dazu sind wir mit den Vorbereitungen zu unserer ersten Finanzierungsrunde beschäftigt.

Auch in dieser turbulenten Zeit sind die Gespräche mit Willy Bischofberger und seine Ratschläge sehr hilfreich für mich. In dieser neuen Phase der Firma kommt mir insbesondere seine Erfahrungen als Unternehmer und Geschäftsführer wie auch als Investor und Business Angel zu gute. Ich bin gespannt was die Zukunft mir und Lumendo bringen wird und danke Willy Bischofberger und allen Mitgliedern der Regionalgruppe Zürich für die Unterstützung.»

Roland Gröbli: «Super, lieber Mark. Gerne wünschen wir Dir und Deinen Mitarbeitenden weiterhin viel Erfolg.» Weitere Informationen zu seinem Unternehmen finden sie hier: www.lumendo.ch

Autoren:

Mark Bispinghoff, Co-Gründer Lumendo AG, Renens