«Er hat die VCU geprägt»

Nachruf Dr. Hans-Rudolf Feigenwinter, Präsident VCU 1993 – 2000

Klar, präzis und für die Zuhörenden verständlich waren die Botschaften, welche der Verstorbene adressiert hat. Selten hinterliess er offene Fragen. Derart pointiert und dezidiert formuliert waren seine Sätze. Freund und «Feind» wussten stets, woran sie waren.

Gestartet ist Hans-Rudolf Feigenwinter nach seinem juristischen Studium und Doktorat als Gerichtsschreiber und nach ein paar Jahren mit seiner ersten Leidenschaft als Mitinhaber einer Anwaltskanzlei.

Die Jurisprudenz verfolgte ihn sein Leben lang. Bald folgte er seiner zweiten Leidenschaft, nämlich der Spezialisierung als Wirtschaftsanwalt mit Mandaten in der Privatwirtschaft, worunter dasjenige als Vizepräsident der Swissterminal AG während Jahrzehnten besonders hervorsticht. Er setzte sich ein für die «Nordschweiz», die CVP-nahe Zeitung, welche später dank seiner Mithilfe in die Basellandschaftliche Zeitung integriert wurde.

Spuren im Bundesparlament

Es zog ihn in die Politik, seiner dritten Leidenschaft. Als Bezirksgerichtsschreiber wurde er 1967 mit 30 Jahren in den Landrat gewählt, wo er bis 1978 eine prägende Persönlichkeit war. Dank seiner klaren Positionierungen wurde er im 1975 in den Nationalrat gewählt. Während 16 Jahren prägte er das Bundesparlament mit, sei es als Mitglied der Militär- und der Finanzkommission, wobei das Präsidium der Finanzdelegation zu den Höhepunkten gehörte.

Stets stand er zu seinem tiefen christlichen Glauben. Mariastein kannte er ebenso gut wie die dortigen Ordensbrüder. Seiner christlichen Gesinnung folgend übernahm er gerne das Präsidium der VCU Schweiz, einer Vereinigung christlich gesinnter Geschäftsleute und Unternehmer, unabhängig derer konfessioneller Herkunft.

Hansruedi Feigenwinter trat 1982 der VCU bei und wurde 1993 als Nachfolger von Dr. Peter Schnyder als Zentralpräsident gewählt. Während seiner Präsidentschaft wurden zahlreiche Impulse gegeben, um dem drohenden Mitgliederschwund zu trotzen. Er setzte sich ein für eine konstruktive Zusammenarbeit der VCU-Regionen und war Befürworter einer jährlich stattfindenden mindestens zweitätigen Präsidentenkonferenz. Auch unterstützte er die vom Zentralsekretariat durchgeführten Mitgliederreisen in verschiedene europäische Länder. Sein Nachfolger Dr. Urs-Viktor Ineichen übernahm 2000 eine gut funktionierende VCU.

Familie als Leidenschaft

Die vierte Leidenschaft, die wichtigste, war seine Familie. Seine Ehefrau Marie-Madeleine war die grosse Liebe, seine Stütze in allen Phasen seines Lebens und seine engste Mitarbeiterin. Stolz war er auf seine drei Töchter, welche ihm acht Enkelkinder schenkten und ihm grosse Freuden bereiteten.

Während der vielen Monate seiner Krankheit durfte er auf die Hilfe seiner ganzen Familie zählen, welche ihm damit ihre Dankbarkeit für seine Grosszügigkeit zeigte.

Hansruedi Feigenwinter war für seine Familie, seine Freunde, seine Geschäftspartner aber auch für seine Gegner eine verlässliche Persönlichkeit, eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Am 19. April 2023 verstarb er nach längerer Krankheit in seinem 87. Altersjahr im Beisein seiner Familie.

Er hinterlässt eine grosse Lücke, die sich nicht von selbst füllt.

 

Autor:
Urs Baumann
Ehemaliger Zentralsekretär VCU Schweiz