Weindegustation mit der Vinothek Cava Rava aus Jona

Die Region­al­gruppe Linth traf sich virtuell zu ein­er äusserst kurzweili­gen Wein­de­gus­ta­tion. Der gel­ernte Winz­er Christoph Rava aus Jona stellte 2 Weine aus sein­er Vinothek «Cava Rava» https://www.cavarava.ch/ vor. Er lieferte vor dem Tre­f­fen je eine Weiss- und Rotwe­in­flasche an die Teil­nehmer nach Hause. Christoph Rava begann seine Zweitaus­bil­dung «vom Bän­kler zum Winz­er» 1997, studierte Wein­bau an der Hochschule in Wädenswil, arbeit­ete im Wein­han­del und eröffnete seine eigene Vinothek 2006. Rava importiert 95% sein­er Weine selb­st und legt viel Wert auf die Diver­siv­ität seines Sor­ti­ments. Er bietet 120 ver­schiedene Weine aus über 70 ver­schiede­nen Reb­sorten an. Hier haben es ihm beson­ders die ver­schiedene Charak­tere der Reb­sorten ange­tan und daher geht er in die ‘Tiefe’ der Weine z.B. aus dem Piemont oder der Toscana. Cava berichtet vom Main Stream der über­all gehan­del­ten grossen Sorten, die die Weine aber auch aus­tauschbar erscheinen lassen. Er fokussiert sich auf die weniger bekan­nten Sorten, die langsam aber sich­er wieder mehr gefragt wer­den. Dabei hil­ft, dass es weltweit sagen­hafte 5’000 ver­schiedene Reb­sorten gibt. Per Dau­men­regel gilt, dass an 1 Wein­stock etwa 1kg Trauben wach­sen und aus diesen 1 Flasche Wein hergestellt wird. Bei Rotweinen ist es weniger, da dieser konzen­tri­ert­er ist und ten­den­ziell südlich­er hergestellt wird.

 

Die Teil­nehmer pro­bieren zuerst den kühlschrankkühlen Weis­s­wein «Tur­o­nia» der Reb­sorte Albari­no. Das Weingut liegt in Gal­izien in der Nord­west­ecke Spaniens ober­halb Por­tu­gals. Im ‘Garten Eden’ Spaniens ist es sehr grün, bergig, rel­a­tiv kühl und hat mit die meis­ten Nieder­schläge in Spanien. Die Region Rias Baixas um San­ti­age de Com­postela hat 3 Landzun­gen mit 4 schmalen Meeres­bucht­en und bietet her­vor­ra­gende Voraus­set­zun­gen für gute Weine. Das Weingut wurde 1163 von Zis­terzienser­mönchen gegrün­det und 2013 let­z­tendlich von 3 Besitzern über­nom­men. Cava weiss zu bericht­en, dass je küh­ler eine Region ist, desto mehr Laub brauchen die Wein­stöcke. 6–8 Wochen vor der Lese müssen die Blät­ter abgenom­men wer­den, damit die Trauben im Wind trock­nen. Da die Tem­per­atu­run­ter­schiede nicht so gross sind, haben die weis­sen Trauben eher etwas weniger Aro­ma. Die Teil­nehmer ver­suchen die Erk­lärun­gen Cavas zum Tur­o­nia zu ‘erschmeck­en’: etwas Jas­min Aro­ma, biss­chen pfef­frig, saftig, aus­ladend, bre­it, weisse Blume, rel­a­tiv salzig da nur 5km vom Meer ent­fer­nt, mit­tlerer Kör­p­er, angenehm unter­stützende Säure. Der Tur­o­nia passt gut zu Meeres­früchte wie der gal­izis­chen Spezial­ität ‘Pulpo a la gal­le­ga’, der auf einem Holzbrett serviert wird. Eben­so passt er her­vor­ra­gend zur Tapas Kul­tur wie in San­ti­a­go de Com­postela ab 22 Uhr. Für eine Käse­plat­te müsste man ziem­lich reife also länger gelagerte Weine nehmen. In müh­samer Han­dar­beit wer­den die Trauben in den kleinen Hän­gen geern­tet, es gibt keine maschinelle Arbeit. Der Reb­sorte Albarinio is 6–7 Jahre lagerfähig.

 

Als zweite Probe degustieren die Teil­nehmer einen Rotwein aus dem Basken­land in Nordspanien. Der spezielle Charak­ter umfasst einen Hauch ‘Schog­ginote’, einen weichen Auf­takt, san­fte Tan­nine, eher unspek­takulär (Rava: ‘man muss Fre­und­schaft schliessen mit ihm.’), ele­gant, vielschichtig, mit­tlerer Kör­p­er, unter­stützende Säure, maskulin-kantig, nicht viel Bar­rique. Die Trauben­sorte Mat­u­rana war vom Ausster­ben bedro­ht, wird auss­chliesslich in der Region Rio­ja ange­baut. Nur noch 7 Weingüter bauen ihn an, da der Trend in eine andere Rich­tung zeigt. Das Weingut wird in der 3. Gen­er­a­tion bewirtschaftet, pro­duziert 120’000 Flaschen. Es wer­den noch alte Holz­pressen benutzt, die sehr scho­nend mit der Traube umge­hen. Es liegt in 600 Meter Höhe in der Region Rio­ja alavesa am Nor­dufer des Ebro. Bil­bao und somit das Meer liegen 1 Autostunde entfernt.

 

In sein­er äusserst kurzweili­gen Präsen­ta­tion erzählt Cava noch weit­ere inter­es­sante Details – hier in los­er Rei­hen­folge: Spanien ist nach der Schweiz das im Durch­schnitt 2.-höchste Land Europas. Man lernt Wein­bauer sehr gut ken­nen, wenn man ein­fach so (gewollt-plan­los) in die Region geht und mit ihnen direkt spricht. Weine dienen nicht mehr als Wer­tan­lage. Die grossen Wein­na­men sind 40-jährig oder älter, neue Marken haben es schw­er. Ein Wein ab 80 – 85 CHF Laden­preis lebt nur vom Pres­tige. Restau­rants schla­gen etwa 300% auf den Einkauf­spreis drauf. Kopfweh bekommt man, wenn der Wein durch Bak­te­rien viel His­t­a­min enthält (‘da hil­ft wirk­lich nur weniger trinken’) – aber der sardis­che Can­nonau enthält kaum His­t­a­min . Schaumweine wer­den mit 8bar abge­füllt, damit die Kohlen­säure in der Flüs­sigkeit bleibt. Zur Lagerung hat Cava eine klare Mei­n­ung: hier wird über­trieben und zu viel Fokus auf Tech­nik gelegt. Klim­ageräte braucht es nicht, wenn man den Wein im Keller lagert. Wichtig ist, dass es keine Lichte­in­strahlung gibt, keine grossen Tem­per­aturschwankun­gen, nicht über 25 Grad. Glas-oder Kro­nko­rken wer­den sich nicht durch­set­zen (‘Das Ploppgeräusch beim Öff­nen ist ein­fach zu schön!’). Zum Schluss betont der sym­phatis­che Christoph Rava, dass er keine schriftlichen Verträge mit seinen Liefer­an­ten pflegt. Das Busi­ness beruht auf Ver­trauen. Alle Teil­nehmer inclu­sive Rava sind sich einig, dass der virtuelle Anlass ein voller Erfolg war und inter­ak­tiv gut durch­führbar war. Weit­ere weniger bekan­nte Sorten gibt es im Online-Shop: https://www.cavarava.ch/shop

Vie­len Dank Christoph!

PS: da die Weine so gut waren, kann sich der Pro­tokol­lant an weit­ere Details lei­der nicht erinnern…