31.07.2022
Unternehmensführung mit christlichen Werten: So machen es Schweizer Firmen
Bekannte Schweizer Unternehmen wie Victorinox bekennen sich zu christlichen Grundwerten. Aber wie zeigt sich das in der täglichen Arbeit?
Interview zwischen der Handelszeitung und Lukas Stutz, ehemaliger Zentralpräsident der VCU
Die Vereinigung Christlicher Unternehmen VCU hat bekannte Sponsoren, wie etwa Victorinox. Doch warum braucht es so eine Vereinigung?
Lukas Stutz-Kilcher: «Natürlich ist ökonomisches und effizientes Handeln für das Überleben einer Firma zwingend. Aber es gehört noch mehr dazu. Hier kommt der VCU ins Spiel: Bei uns treffen vielseitige Unternehmerinnen und Unternehmer mit klaren Werten und Grundhaltungen aufeinander. Dabei stehen ethische Fragen und unternehmerisches Handeln mit Verantwortung gegenüber Mitmenschen und der Schöpfung im Vordergrund. Der Austausch zu diesen Themen ist der Grund warum es den VCU gibt.»
Aber lassen sich christliche Werte heute überhaupt noch mit der modernen und globalisierten Geschäftswelt vereinbaren?
«Natürlich; schliesslich ist einer der wichtigsten christlichen Grundsätze ‹liebe deinen nächsten wie dich selbst›. Und Nächstenliebe bedeutet im Geschäftsleben: Respekt, Fairness und Verantwortung. Diese drei Werte sind auch im Leitbild des VCU konkretisiert: Unternehmerisches Handeln ohne Respekt gegenüber unseren Mitmenschen und der Umwelt, Handeln ohne Fairness gegenüber Kunden, Auftraggebenden und Mitarbeitenden und Produzieren ohne Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft ist kurzsichtig, nicht nachhaltig und somit nicht unternehmerisch.»
Müssen gläubige Chefinnen und Chefs auf etwas besonders achten?
«Für alle Personen in Führungspositionen ist wichtig, dass der Mensch – sei es als Mitarbeiterin, Kunde oder Teil der Gesellschaft – im Mittelpunkt steht und nicht ein Mittel zum Zweck ist. Gläubige und nichtgläubige Chefinnen und Chefs müssen dabei ein Vorbild sein. Denn man kann nicht etwas von anderen verlangen, was man selber nicht zu leisten bereit ist. Zudem müssen sie darauf achten, Respekt und Fairness zu leben sowie Verantwortung zu tragen. Kurz: Sie müssen ihre Mitarbeitenden, aber auch die Kunden und Auftraggebenden wertschätzen.»
Was sind die Chancen und was die Gefahren von christlichen Werten in einem Unternehmen?
«Die Frage hier ist, was man unter christlich versteht. Für mich bedeutet christlich ein Grundgerüst an Werten. Diese muss man nicht erklären, man muss sie leben. Wenn christliche Werte im Unternehmen echt gelebt werden, sind sie eine Chance. Von christlichen Werten nur zu «schwatzen» ist hingegen gefährlich. Das liegt aber nicht an den Werten, sondern an nicht authentischen Führungskräften. Glauben und Spiritualität sind individuell, aber in der Wertehaltung teilen wir gemeinsame Überzeugungen.»
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