Nachruf Eugen Keller

Nachruf Eugen Keller

Ein sou­verän­er Vollblutpolitiker

Wei­h­nacht­en kon­nte Eugen Keller, stolz­er Vater von vier Kindern, 8 Gross- und 2 Urgrosskindern, im Kreis sein­er grossen Fam­i­lie ver­brin­gen. Er freute sich darauf. Sein gross­er Fam­i­liensinn gab ihm nochmals den nöti­gen Elan, obwohl er merk­te, dass die kör­per­lichen Kräfte nach­liessen. Kurz darauf erlag er sein­er Kreb­serkrankung, nach 95 aktiv­en und erfüll­ten Jahren.

Eugen Keller war ein gesel­liger Men­sch. Er war gern mit Men­schen zusam­men, vor allem mit sein­er Fam­i­lie, aber auch in Vere­inen und Organ­i­sa­tio­nen, mit Fre­un­den. Speziell ver­bun­den war er mit dem Hor­burgquarti­er, bzw. der Pfar­rei St. Joseph im Klein­basel, wo er aufgewach­sen ist und das Blä­sis­chul­haus besuchte. Er war Min­is­trant, engagierte sich in der Jung­wacht und im Turn­vere­in St. Joseph.

Seine offene Art auf Leute zuzuge­hen führte ihn in die Poli­tik. Er trat der CVP bei. 1960 wurde er in den Grossen Rat gewählt. 1970/1971 war er Gross­rat­spräsi­dent und repräsen­tierte als höch­ster Basler den Kan­ton Basel-Stadt. Sein­er Partei diente er u. a. als Frak­tion­spräsi­dent und als Parteipräsi­dent (1962–1972).

Eugen Keller hat an der ETH Zürich studiert und wurde Bauin­ge­nieur. Er trat in das Inge­nieur­büro Gebr. Gruner ein und wurde schliesslich Direk­tor der 1970 gegrün­de­ten Gruner AG. 1972 wählte ihn die Basler Bevölkerung in den Regierungsrat. Zunächst über­nahm Eugen Keller das dama­lige San­itäts­de­parte­ment und war zudem auch für die Basler Verkehrs­be­triebe zuständig. Anschliessend wech­selte er in das Baude­parte­ment und war bis zu seinem Rück­tritt im Jahre 1992 16 Jahre Baudirektor.

Eugen Keller hat als Baudi­rek­tor ver­schiedene Grosspro­jek­te real­isiert. Notge­drun­gen war er in viele poli­tis­che Auseinan­der­set­zun­gen involviert. Der Voll­blut­poli­tik­er begeg­nete diesen nicht immer ein­fachen Diskus­sio­nen mit ein­er gehöri­gen Por­tion Gelassen­heit und dem für einen Mag­is­trat­en notwendi­gen Masshal­ten. Aber er hielt nicht mit sein­er Mei­n­ung zurück, er sagte jew­eils was zu sagen war, ohne diejeni­gen zu ver­let­zen, die ander­er Mei­n­ung waren. In bleiben­der Erin­nerung ist die Debat­te um die neue Wettstein­brücke. Er hielt rein gar nichts vom fil­igra­nen Entwurf von San­ti­a­go Cala­tra­va und lies dies den Befür­wortern (zu denen ich als Gross­rat auch gehörte) deut­lich wis­sen. Mit grossem Engage­ment bekämpfte er den Entwurf von San­ti­a­go Cala­tra­va, den er mit dem Auge des Bauin­ge­nieurs für abso­lut untauglich hielt und grosse Fol­gekosten befürchtete. Dass ich damals ander­er Mei­n­ung war, hat er mir nie nachge­tra­gen und hat unser­er fre­und­schaftlichen Beziehung nicht geschadet. 

Als Regierungsrat blieb Eugen Keller sein­er gesel­li­gen Art treu. Er war fass­bar und zugänglich. Unvergesslich sind jene Begeg­nun­gen im Restau­rant Hahn im Klein­basel. Es war üblich, nach der jährlichen Schlusssitzung des Grossen Rates sich zu später Stunde im Hahn einzufind­en und über alle Partei­gren­zen hin­weg bei einem Bier auch zu sin­gen. Der begeis­terte Sänger war jew­eils bei den Let­zten, die den Weg nach Hause fanden.

Kurz vor seinem Auss­chei­den aus der Basler Regierung erlitt seine Frau Therese, mit der er seit 1952 ver­heiratet war, einen Hirn­schlag und musste hos­pi­tal­isiert wer­den. Eugen Keller küm­merte sich 5 Jahre liebevoll um seine Frau, bis zu ihrem Tod im Jahr 1997. Mit sein­er eige­nen Art pack­te er die für ihn neuen Her­aus­forderun­gen an und lernte schnell mit der neuen Sit­u­a­tion des Allein­seins umzuge­hen. Er begeis­terte sich für Reisen und besuchte als lei­den­schaftlich­er Tänz­er ver­schiedene Tan­golokale in Buenos Aires. Er lernte kochen und wurde ein her­vor­ra­gen­der Hob­bykoch. Auch mir war es mehrere Male vergön­nt, in seinem Haus in gesel­liger Runde seine leg­endären per­fekt orchestri­erten Nacht­es sen zu geniessen.

Nach sein­er Pen­sion­ierung stellte Eugen Keller sein Wis­sen und seine Erfahrung mit grossem Engage­ment unter­schiedlichen Insti­tu­tio­nen zur Ver­fü­gung. Er nahm regen Anteil am gesellschaftlichen Leben ver­schieden­er Organ­i­sa­tio­nen, ins­beson­dere auch beim VCU. Auch als Rent­ner ver­fol­gte er das poli­tis­che Geschehen aufmerk­sam und minu­tiös und blieb in der Partei präsent und aktiv. Mit Rat und Tat stand er partei­in­tern immer wieder zur Ver­fü­gung. Auch ich durfte von sein­er Erfahrung und von seinen fre­und­schaftlichen und ehrlichen Ratschlä­gen prof­i­tieren. Für sein stets offenes Ohr bin ich Eugen zu grossem Dank verpflichtet. Bis kurz vor ­seinem Tod war Eugen Keller in sein­er bekan­nten umtriebi­gen Art präsent. Zulet­zt bei den Debat­ten um die neue Namensge­bung der CVP “Die Mitte”, auf kan­tonaler und eid­genös­sis­ch­er Ebene.

Wir trauern um einen Men­schen mit gross­er Ausstrahlung, um eine sou­veräne Per­sön­lichkeit und um einen Voll­blut­po­lik­er, welchem die Bevölkerung viel zu ver­danken hat. Den Ange­höri­gen spreche ich im Namen der CVP und auch den vie­len Men­schen, die Eugen ken­nen und schätzen gel­ernt haben, meine tief emp­fun­dene Anteil­nahme aus. Eugen Keller wird uns fehlen. Wir wer­den ihn in bester Erin­nerung behal­ten. 

Autoren:

Car­lo Con­ti, VCU RG Basel, ehe­ma­liger Regierungsrat Basel-Stadt