Interview mit Stefan Mösli, dem neuen Präsidenten der Stiftung Offene Hand Swisshand

Lieber Stefan

Seit über 15 Jahren engagierst du dich als Stiftungsrat für die Stiftung Offene Hand Swisshand. Kannst du kurz erzählen, wie Du zur Stiftung gestossen bist?

Der damalige Verwaltungsratspräsident der Sika AG, Ruedi Villiger, machte mich auf die Möglichkeit einer Mitarbeit bei der Stiftung Swisshand aufmerksam. Da ich bereits ein Entwicklungsprojekt der Sika in Brasilien betreute, sagte ich gerne zu. Anfänglich war ich als Aktuar im Stiftungsrat und habe nach und nach mehr Verantwortung übernommen, zunächst die Betreuung von Uganda, dann insgesamte Verantwortung für die Programme und nun seit Februar 2022 als Präsident.

Du hast schon einige Reisen nach Uganda unternommen. Was war die eindrücklichste Begegnung?

Es ist schwierig, eine einzelne Begegnung hervorzuheben. Bleibend ist stets der Eindruck von zahlreichen Besuchen bei den Frauen und ihren Familien, die dank Swisshand und ihren Spender:innen ihre Lebenssituation massgeblich verbessern konnten. Vor allem beeindruckend sind ihr Stolz über das Erreichte, ihr Selbstbewusstsein und bei allem eine grosse Bescheidenheit. Das bewegt mich jedes Mal und spornt an.

Per Februar 2022 hast Du das Präsidium der Stiftung übernommen. Wohin soll die Stiftung unter Deiner Führung gehen? Wie möchtest du die Stiftung prägen?

Ich konnte von meinem Vorgänger Carlo Galmarini eine sehr gut geführte Stiftung mit einem sehr überzeugenden Konzept übernehmen. Wir möchten die Stiftung Offene Hand Swisshand massvoll weiterentwickeln. In allen Ländern, in denen wir tätig sind, haben wir nach wie vor einen riesigen Bedarf. 

Wo soll die Stiftung in zehn Jahren stehen?

Schön wäre es, wenn wir in zehn Jahren unsere Aktivitäten verdoppelt haben. Das soll geschehen, ohne an unserem Grundkonzept der einfachen, aber sehr effektiven Hilfe etwas zu ändern. Weiterhin soll die Tätigkeit von Stiftungsrat und Länderbetreuer:innen vollständig ehrenamtlich sein. Unser Engagement sollte möglichst gleichmässig auf fünf bis sechs Länder in Ost- und Westafrika verteilt sein. 

Die Programm-Betreuung während der Pandemie infolge der Reisebeschränkungen war auch für die Stiftung eine grosse Herausforderung — wie gelang es Swisshand, die laufenden Programme trotzdem bestmöglich zu unterstützen?

Der persönliche Kontakt ist in der Tat sehr wichtig. Wir haben die Pandemie aber als Chance betrachtet und die gegenseitige Unterstützung vor Ort verstärkt. Leiter von erfahrenen Partnerorganisationen in Uganda übernahmen nicht nur lokal vermehrt ­Aufgaben, sondern haben auch Nigeria und Ghana in den vergangenen Monaten mehrfach besucht. Dieses lokale Empowerment möchten wir weiterführen.

Die Anzahl neu lancierter Programme ist in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich. Worauf ist dies zurückzuführen?

Die Gründe sind vielfältig. Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Äthiopien behindern unsere Tätigkeit massiv. In Uganda profitieren wir von der relativen politischen Stabilität und der grossen Aufbauarbeit meiner Vorgänger. Im Moment unterhalten wir mit rund 20 lokalen NGOs (Nichtregierungsorganisationen) in ­verschiedenen Regionen Ugandas eine ausgezeichnete Zusammenarbeit. Wir sind nun daran, namentlich in Nigeria und Ghana, ein ähnliches Netzwerk aufzubauen. 

Im laufenden Jahr sind bereits wieder 12 bis 14 neu Programme in Planung oder Aufbau — was heisst das zahlenmässig? Wie viele Frauen schulen wir, wie viele Kleinstkredite werden ausbezahlt, vielen Frauen, Kinder und deren Familien können wir mit unserer Unterstützung helfen?

Nach einer Startphase von vier bis acht Wochen gelingt es einem gut geführten Programm, jedes Quartal über 250 Darlehen zu vergeben und damit bis zu 1’000 Personen eine entscheidende Verbesserung ihrer Lebenssituation zu erlauben — und all dies mit einem Einsatz von lediglich USD 22’000. Diese nachhaltige und erfolgreiche Unterstützung ist natürlich nur dank den uns jährlich zufliessenden Spendengeldern möglich. Dafür danke ich vor allem den vielen und treuen Spenderinnen und Spendern aus dem Kreise der Vereinigung Christlicher Unternehmer. Nur sie machen unsere Arbeit möglich. 

Lieber Stefan, ich danke Dir ganz herzlich für dieses Gespräch und wünsche Dir und Deinem Team weiterhin viel Erfolg bei Eurem ehrenamtlichen Engagement für die Ärmsten dieser Welt.


Autor:

Thomas Gehrig, Kommunikation VCU Schweiz