01.11.2018
1968, vor 50 Jahren, wurde die Stiftung Offene Hand gegründet. Die Anfänge reichen jedoch weiter zurück. Die 1960er Jahre waren generell ein Jahrzehnt des entwicklungspolitischen Aufbruchs. Die «entwickelten» Industrienationen erkannten ihre Verpflichtung, den «unterentwickelten» Ländern des Südens beizustehen. Auch die Vereinigung Christlicher Unternehmer (VCU) widmete 1960 ihre Tagung diesem Thema. Gastreferent war Abbé Pierre, der charismatische Gründer der weltweit tätigen Emmaus-Frères. Angesichts der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich wollten sich die VCU-Unternehmer engagieren. In einer Solidaritätsgeste – der «Aktion Offene Hand» – trugen sie innert Kürze eine halbe Million Franken zusammen, mit der sie die Ausbildung von unternehmerischen Nachwuchskräften in Afrika unterstützten. Die spontane Aktion erschöpfte sich damit nicht, und so wurde sie 1968 in eine Stiftung überführt.
Hauptinitiant und erster Präsident war der langjährige SikaPatron Romuald Burkard. Die Organisation engagierte sich anfänglich schwergewichtig in Lateinamerika – in Kolumbien, Nordost-Brasilien, Bolivien und Guatemala. Vor allem in Kolumbien gelang ihr ein grosser Wurf: An der Universität der Hauptstadt baute sie, zusammen mit einheimischen Partnern, eine betriebswirtschaftliche Fakultät auf und führte Kaderschulungskurse und Nachdiplomprogramme für Kleinunternehmer ein. Für diese Initiative erhielt Romuald Burkard später die Ehrendoktorwürde der Universität Bogotà. Ende der 1970er Jahre, mittlerweile unter der Leitung von Georges Häusler, begann die Stiftung Offene Hand mit Aktivitäten zur Förderung des Kleingewerbes. Diese sind bis heute ihre Kernkompetenz.
Seit 1988, ab der Präsidialzeit von Herbert Widmer, wird der Fokus gänzlich auf die Kleingewerbeförderung gerichtet. Die Neuausrichtung basierte auf der Erkenntnis, dass die Armen ihre Armut aus eigener Kraft überwinden können, wenn sie Chancen zur Entfaltung und Einkommenserzielung erhalten. Es wurde aber auch deutlich, dass der fehlende Zugang zu Krediten das grosse Hindernis beim Aufbau einer kleingewerblichen Existenz ist.
Armin Villiger, Präsident ab 1992, vertiefte sich mit Elan in diese Problematik. Er studierte die Zusammenhänge zwischen Mikrofinanz und Armutsüberwindung à fond und er entwickelte ein Konzept, wie Menschen mit sehr geringer Schulbildung in der Führung eines Kleingewerbes ausgebildet werden können. Daraus entstand ein innovatives Einsatzmodell mit Namen PROMIC, das Swisshand seither konsequent anwendet. Auch der Name «Swisshand» geht auf Armin Villiger zurück. Er erkannte, dass mit der sperrigen Bezeichnung «Stiftung Offene Hand» insbesondere in anderen Sprachgebieten kein guter Auftritt zu machen ist. 1996 erfolgte der Schritt nach Afrika, dem Erdteil mit dem grössten Bedarf an Armutsüberwindung. Ausgangspunkt war Tanzania. Schritt für Schritt wurden Programme aufgebaut – stets nach dem PROMIC-Modell: Mittellose Menschen, die ein Kleingewerbe aufbauen wollen, erhalten Beratung, unternehmerische Schulung, Zugang zu Kredit, und sie werden während mehrerer Monate betreut und begleitet. Es zeigte sich, dass Frauen noch stärker benachteiligt sind als Männer und sie gleichzeitig die neuen Chancen besonders tatkräftig und zuverlässig wahrnehmen.
So betreibt Swisshand gleichzeitig nachhaltig Frauenförderung. Seit 2008 ist Carlo Galmarini Präsident der Stiftung. Unter seiner Leitung hat sich die Programmarbeit namhaft ausgeweitet. Heute ist Swisshand in Äthiopien, Uganda, der Demokratischen Republik Kongo, Kamerun, Ghana und Nigeria tätig. Hingegen wurden alle Programme in Lateinamerika in die Selbständigkeit entlassen. Zurzeit vergibt Swisshand jährlich rund 33'000 Kredite. Da hinter jedem Kredit eine mehrköpfige Familie steht, profitieren jährlich über 100'000 Menschen in ärmsten Regionen Afrikas von dieser unternehmerischen Entwicklungszusammenarbeit nach Schweizer Art.