«Es braucht die VCU mehr denn je»

Auf diese Kurzformel lassen sich die Gedanken von Zentralpräsident Lukas Stutz-Kilcher zusammenfassen, die er gegenüber der ­Handelszeitung in einem Interview geäussert hat.

Auslöser war eine Anfrage zu Unternehmensführung und Religion, in dessen Zentrum bekannte Unternehmen stehen, die auch den VCU unterstützen, wie etwa Victorinox oder Medica. Dies mit der Schlüsselfrage, was der Glaube ganz allgemein in Unternehmen zu suchen hat und wie es sich auf die Unternehmenskultur auswirkt.

Handelszeitung: Die Vereinigung Christlicher Unternehmen hat bekannte Sponsoren, wie etwa Victorinox. Doch warum braucht es so eine Vereinigung?

Lukas Stutz-Kilcher: Ich erfahre die VCU als sehr bereichernd und anregend, denn bei der VCU treffe ich auf interessante und vielseitige Persönlichkeiten mit klaren Werten und Grundhaltungen. Sie vermitteln mir wertvolle Impulse, die mich in meinem Alltag als Unternehmer beeinflussen. 

Ökonomisches und effizientes Handeln und Wirtschaften ist für das Überleben einer Unternehmung zwingend. Aber es gibt mehr. Im VCU stehen ethische Fragen und unternehmerisches Handeln mit Verantwortung gegenüber Mitmenschen und der Schöpfung im Vordergrund. Der Austausch zu diesen Themen ist die «raison d’être» der VCU.

HZ: Lassen sich christliche Werte heute überhaupt noch mit der modernen und globalisierten Geschäftswelt vereinbaren?

LS: Einer der wichtigsten christlichen Grundsätze «… und liebe deinen nächsten wie dich selbst» lässt sich sehr wohl mit der modernen und globalisierten Welt vereinbaren. Nächstenliebe bedeutet im Geschäftsleben: Respekt, Fairness und Verantwortung.

Diese drei von Grund auf christlichen Werte sind im Leitbild der VCU konkretisiert:

Unternehmerisches Handeln ohne Respekt gegnüber unseren Mitmenschen und der Umwelt, Handeln ohne Fairness gegnüber Kunden, Auftraggebenden und Mitarbeitenden sowie Produzieren ohne Verantwortung gegenüber Umwelt und Gesellschaft ist kurzsichtig, nicht nachhaltig und somit nicht unternehmerisch.

HZ: Was sind die Chancen und was die Gefahren von christlichen Werten in einem Unternehmen?

LS: Was verstehen Sie unter christlich? Für mich bedeutet dies ein Grundgerüst an Werten. Diese muss man nicht erklären, man muss sie leben. Wenn christliche Werte im Unternehmen echt gelebt werden, sind sie eine Chance. Von christlichen Werten nur zu «schwatzen» ist gefährlich. Das liegt aber nicht an den Werten, sondern an nicht authentischen Führungskräften.

Glauben und Spiritualität sind individuell, aber in der Wertehaltung teilen wir gemeinsame Überzeugungen.

HZ: Und auf was müssen gläubige Chefinnen und Chefs besonders achten?

Was für alle Chefs wichtig ist, unabhänging ob gläubig oder nicht: Dass der Mensch — sei es als Mitarbeiter, als Kunde, als Teil der Gesellschaft — im Mittelpunkt steht und nicht «Mittel» ist. 

Sie müssen Vorbild sein. Es geht nicht, von anderen etwas zu verlangen, was man selber nicht zu leisten bereit ist. 

Sie müssen darauf achten, Respekt und Fairness zu leben und Verantwortung zu tragen. Kurz sie müssen ihre Mitarbeitenden, aber auch die Kunden und Auftraggeber wertschätzen.


Autor:

Thomas Gehrig, Kommunikation VCU Schweiz