Editorial

Editorial

Vom Wert von Fre­undlichkeit und Freundschaft

In den Statuten der Region­al­gruppe Zürich find­et sich – in Ergänzung zu den Statuten der VCU Schweiz – unter dem Vere­in­szweck auch fol­gen­der Aspekt: «Die Pflege des Gedanke­naus­tausches und der fre­und­schaftlichen Ver­bun­den­heit unter allen Mit­gliedern der Regionalgruppe».

Für mich war dies vor rund sechs Jahren ein wichtiges Argu­ment, der Vere­ini­gung Christlich­er Unternehmer RG Zürich beizutreten. Dass man den Gedanke­naus­tausch unter den Mit­gliedern pfle­gen will, war anhand des Ver­anstal­tungskalen­ders auf den ersten Blick erkennbar. Aber «fre­und­schaftliche Ver­bun­den­heit»? Das fand ich schon aussergewöhn­lich und ist für mich bis heute ein wichtiges Qualitätsmerkmal.

«Über den Teller­rand schauen»
In der VCU füh­le ich mich sehr wohl. Weil ich hier Men­schen finde, die mit mir eine gemein­same Wer­te­ba­sis teilen. Auch wenn wir nicht immer und über­all ein­er Mei­n­ung sind. Nicht zulet­zt deshalb schätze ich den Gedanke­naus­tausch untere­inan­der sehr: Er ist nicht nur ein Schwim­men im eige­nen Sup­pen­teller, son­dern erlaubt auch den berühmten «Blick über den Teller­rand» hinaus.

Beson­ders wertvoll finde ich auch, dass es sich um eine überkon­fes­sionelle Organ­i­sa­tion han­delt. Das fördert auch den fre­und­schaftlichen Blick auf die jew­eils anderen Konfessionen.

Die fre­und­schaftliche Ver­bun­den­heit aller Mit­glieder ist ein hohes Ziel. Wir haben es sich­er noch nicht erre­icht. Aber das Bemühen um einen fre­und­schaftlichen Umgang miteinan­der bringt auf jeden Fall mehr Fre­undlichkeit in die Welt.

Pos­i­tiv­er Kreislauf
Fre­undlichkeit in dem Sinne, dass man anderen mit Wohlwollen und Vorschussver­trauen begeg­net und etwas von sich gibt, ohne eine Gegen­leis­tung zu erwarten.

Kür­zlich habe ich in ein­er Studie gele­sen, dass sich solche Fre­undlichkeit indi­rekt auszahlt. Zumin­d­est dann, wenn es viele Men­schen in meinem Umfeld genau­so machen: Irgend­wann kommt die Fre­undlichkeit, die ich jeman­dem ent­ge­genge­bracht habe, uner­wartet von ander­er Seite zurück. Und ich prof­i­tiere davon, ohne selb­st etwas dafür tun zu müssen. Das nenne ich einen wirk­lich pos­i­tiv­en Kreislauf!

Fre­undlichkeit ist der Nährbo­den, auf dem Fre­und­schaften wach­sen kön­nen. Deshalb ist Fre­undlichkeit wichtig. Nur wenn wir anderen Men­schen mit Fre­undlichkeit – man kön­nte auch sagen: mit Anerken­nung, Wohlwollen und Respekt – begeg­nen, kön­nen Fre­und­schaften über­haupt entstehen.

Übri­gens: Auch in geschäftlichen Beziehun­gen set­ze ich auf eine fre­undliche Zusam­me­nar­beit mit Geschäftspart­nern und auch mit den Ansprech­part­nern bei den Kun­den. Unsere VCU-Werte «Respekt – Fair­ness – Ver­ant­wor­tung» gel­ten für mich ger­ade auch in diesem Zusam­men­hang. Und ich freue mich, dass sich ger­ade auch jün­gere Unternehmerin­nen und Unternehmer sowie Führungskräfte davon ange­sprochen fühlen.

Erneuerungschance für VCU
Für uns ist das eine Chance zur Erneuerung. Denn eine Gruppe, in der sich alle «wohlfühlen», läuft leicht Gefahr, irgend­wann zu «über­al­tern» (da alle Mit­glieder jedes Jahr ein Jahr älter wer­den). Dies trifft auch auf unsere Region­al­gruppe Zürich zu, obwohl wir (und darauf sind wir stolz) einen hohen Anteil an Mit­gliedern haben, die im aktiv­en Beruf­sleben stehen.

Wir haben uns deshalb für 2023 zum Ziel geset­zt, mehr und vor allem jün­gere Mit­glieder zu gewin­nen. Neben ein­er weit­eren Ver­jün­gung geht es uns vor allem darum, neue Erfahrungswel­ten und Per­spek­tiv­en in unseren Kreis einzu­laden. Das ist erstens span­nend und fordert zweit­ens unsere Gewis­sheit­en, wie wir das Leben deuten, her­aus. Und das hält – neben­bei bemerkt – geistig jung!

Das gilt natür­lich auch umgekehrt: Als ich selb­st noch eine junge Frau war, habe ich Gen­er­a­tio­nenge­spräche (die ich in ein­er anderen Organ­i­sa­tion erleben durfte) immer sehr geschätzt: Aus erster Hand zu erfahren, wie es
«früher» war, was es etwa vor 40 Jahren noch bedeutete, als Frau eine beru­fliche Kar­riere anzus­treben. Es ist eine ganz andere Wertschätzung, per­sön­liche Geschicht­en von Vertreterin­nen und Vertretern ander­er Gen­er­a­tio­nen aus erster Hand zu erfahren.

«Nev­er-end­ing-sto­ry» der Erneuerung
Aber natür­lich braucht es auch die Möglichkeit, den fre­und­schaftlichen Aus­tausch mit Men­schen zu pfle­gen, die der eige­nen Alters­gruppe ange­hören oder zumin­d­est noch nicht allzu weit davon ent­fer­nt sind. Und dazu braucht es auch eine «kri­tis­che Masse» an Mit­gliedern, die diese Kri­te­rien erfüllen.

Wir haben deshalb zu einem ersten Tre­f­fen für jün­gere Mit­glieder und Inter­essierte ein­ge­laden und sind über das Ergeb­nis sehr erfreut und ermutigt. Aber machen wir uns nichts vor: Es ist für jeden Vere­in eine «nev­er end­ing sto­ry», sich um neue Mit­glieder zu bemühen. Es ist aber auch eine schöne und immer wieder befriedi­gende Auf­gabe, wenn es gelingt, unseren Kreis ein wenig zu erweitern.

Autorin:
Myr­i­am Mathys
Co-Präsi­dentin VCU RG Zürich