21.08.2024 | Aarau
Herr Erwin Hofer führte uns in die Welt der geopolitischen Verwerfungen mit dem Blick auf aktuelle Perspektiven.
Nicht nur der Start des Vortrags, immer wieder führte Erwin Hofer aus, dass es ein Verständnis für heute nur geben kann, wenn wir die Geschichte verstehen und mit einbeziehen.
So räumte er ein, dass der Begriff «Zeitenwende» für die heutigen politischen Gegebenheiten ein nicht so glücklicher Begriff ist. Um das zu untermauern, zitierte er dazu einen berühmten Aargauer, den Heinrich Zschokke aus seiner «Überlieferung zur Geschichte unserer Zeit», Aarau 1817:
Die Zeit ist kein Sumpf, sie ist Strom. Alle Völker nennen sie so, und mit Recht. Denn Stillstand ist nirgends, sondern fortwährender Wandel der Dinge und darum Verwandlung von Allem.“
Damit ist ein klarer Hinweis darauf gegeben, dass die Zeit an sich ein Kontinuum ist. Es gibt keinen Anfang und kein Ende, sie ist im reinen Wortlaut „zeitlos“. Was sich im Lauf der Geschichte stets veränderte, ist nicht die Zeit an sich, sondern unser Bezug zu «der Zeit». Objektiv gesehen, gibt es daher gar keine „Zeitenwende“
Den nächsten Blick lenkte der Referierende auf den Journalismus, der nicht immer wirklich zur Aufklärung beiträgt. Er zitierte den im Alter von 90 Jahren verstorbenen, hochgeschätzten Journalisten und Schriftsteller Peter Scholl-Latour:
«Wir leben in einem Zeitalter der Massenverblödung, besonders der medialen Massenverblödung.»
Doch bereits vor 2500 Jahren herrschte in Athen dasselbe Dilemma. Der Ausspruch: «Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer», wird dem Aischylos, dem der älteste der drei großen Dichter der griechischen Tragödie, zugeschrieben.
Doch wie können wir uns ein Bild machen, dass der Wahrheit nahe ist? Ein weiterer berühmter Schweizer, CARL SPITTELER verfasste im Jahr 1919 seine wegweisende kurze Schrift: «Unser Schweizer Standpunkt.» Diese Schrift bezog sich zwar auf den Ersten Weltkrieg, zeichnet sich aber durch eine Art zeitlose Gültigkeit aus:
«Vor allem nur ja keine Überlegenheitstöne. Keine Abkanzeleien. Dass wir alle Unbeteiligte manches klarer sehen, richtiger beurteilen als die in Kampfleidenschaft Gefangenen, versteht sich von selber. Dies ist ein Vorteil der Stellung, nicht ein geistiger Vorzug.»
Auf der Basis dieses Blickwinkels führte er uns dann in die Anschauung des Wahljahres 2024. In mehr als 80 Staaten mit mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung fanden oder finden Wahlen statt. Die effektive Bedeutung variiert: Beispiele: Russland, Ukraine, Europäische Union, Indien, USA, oder die Wahlen im Kanton Aargau am 20.10.2024.
Geopolitisch wirken heisst: .„Umgang .mit Kräftegleichgewichten“, die die Voraussetzungen für Frieden und .Sicherheit bilden. Diese Bedeutung und der Kräfteverlust einer Macht und das Nachrücken anderer Mächte waren die weiteren Themen, die wir hören durften.
Die brennende Frage, wie geht es weiter, wann wird in den Brennpunkten dieser Welt Frieden herrschen, lässt sich nicht beantworten.
Erwin Hofer, der mit dem Aargauer Denker Heinrich Zschokke begonnen hat, uns dann mit den Worten des Schweizer Nobelpreisträger Carl Spitteler inspirierte, wollte nicht mit den eher unerfreulichen Aktualitäten aufhören und gab uns ein Wort der Literatur mit: